Geht es um deutsche Tennisstars, dann ist gegenwärtig ein Name in aller Munde: Angelique Kerber. Sie steht zur Zeit auf dem 13. Platz der Weltrangliste und ist damit die beste Deutsche. Andrea Petkovic aus Deutschland steht auf Platz 16, auch Sabine Lisicki spielt keine untergeordnete Rolle, sie steht auf Platz 28 der Weltrangliste. Deutschland hat noch einige andere tolle Tennisspielerinnen, in denen Talente stecken. Doch wie sieht es bei den Herren aus? Lange sind die Zeiten vorbei, zu denen Boris Becker das Gesicht des Herren-Tennis war und viele Siege verbuchen konnte. Die deutschen Männer stehen hinter den Frauen, bester Deutscher ist gegenwärtig Philipp Kohlschreiber, der auf dem 33. Platz der Tabelle steht, während der nächste Deutsche erst auf dem 74. Platz rangiert, es handelt sich dabei um Benjamin Becker, dicht gefolgt von Alexander Zverev auf Platz 78. Warum sind die Herren eigentlich so weit abgeschlagen, fehlt es in Deutschland an Talenten?
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Armutszeugnis für deutsches Tennis

Bereits seit mehr als fünf Jahren befindet sich das deutsche Tennis der Herren auf dem absteigenden Ast, sie mussten bereits im Jahr 2010 beim Grand-Slam-Turnier in Paris nach der zweiten Runde ihre Sachen packen. Die deutschen Profis haben es nicht geschafft, die vorderen Plätze in der Weltrangliste zu ergattern, Deutschland hat kaum noch Weltklassespieler. Vorbei sind inzwischen auch die Zeiten von Nicolas Kiefer und Tommy Haas, die Aushängeschilder des DTB waren. Schon seit einiger Zeit kämpfen diese Spieler mit Verletzungen, sie haben ihren Zenit schon lange überschritten. Auch Haas und Kiefer sind in ihren Leistungen nicht mehr mit Boris Becker oder Michael Stich zu vergleichen. Rainer Schüttler, ein weiterer Hoffnungsträger, schied um das Jahr 2010 herum zumeist schon nach der ersten Runde aus. Die jungen Talente fehlen, es gibt keine Nachfolger für die Tennisstars. Schon um 2010 galt Philipp Kohlschreiber als Shootingstar, er gewann 2009 sein erstes ATP-Turnier in München, bei den Australian Open 2008 schaffte er es ins Achtelfinale. Philipp Kohlschreiber müsste noch beständiger spielen, um es ganz nach vorn in der Weltrangliste zu schaffen.

Keine richtigen Vorbilder

Ein Grund für den Nachwuchsmangel in Deutschland könnten die fehlenden Vorbilder sein. Die Vorbilder von einst sind nicht mehr aktiv, in Deutschland fehlen Weltklassespieler, denen es nachzueifern gilt. Die Uhr von Nicolas Kiefer und Tommy Haas ist schon lange abgelaufen, in der letzten Zeit ihrer aktiven Karriere wurden die beiden immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen. Etwas besser sieht es bei den deutschen Damen aus, doch auch von ihnen ist gegenwärtig keine unter den Top 10 der Weltrangliste.

Boris Becker hat deutsches Tennis schon aufgegeben

Benjamin BeckerSchon vor mehr als einem Jahr äußerte sich der frühere deutsche Tennisstar und Trainer des Weltranglistenersten Novak Djokovic, Boris Becker, gegenüber Sport Bild über Tennis in Deutschland. Der dreifache Wimbledon-Sieger hat das deutsche Tennis schon nahezu abgeschrieben, seine Prognosen sind düster, er meint, dass Tennis in Deutschland nicht mehr zu retten sei. Er sieht das Problem in der starken Position der Landesverbände, die seiner Meinung nach nur ihre eigenen Interessen verfolgen. In Frankreich und Spanien sind die Strukturen hingegen zentral, die Organisation ist besser. Die früheren Top-Spieler sind dort fest eingebunden, in Deutschland ist hingegen kein nationales Tenniszentrum mit früheren Weltklassespielern als Top-Trainer vorhanden, wie Boris Becker kritisiert. Laut Meinung von Boris Becker geht es in Deutschland nicht darum, aus welchem Verband ein deutscher Meister kommt, sondern dass auch wieder ein deutscher Spieler unter den Top 10 in der Weltrangliste ist. Die Talente werden nur regional ausgebildet; wenn sie 18 Jahre alt sind, haben sie kaum noch eine Chance, sich in Richtung Weltspitze zu verbessern.

Interesse an DTB-Engagement nicht vorhanden

Boris Becker knüpft keine Hoffnungen an den Nachfolger von Karl Altenburg, den Präsidenten des Deutschen Tennis Bundes (DTB), denn nach Aussage Beckers dürfe er die erforderlichen Veränderungen gar nicht machen. Nach Ablauf seiner Amtszeit im November vorigen Jahres wollte sich Altenburg nicht mehr zur Wiederwahl stellen. Boris Becker hat die Verbände schon fast aufgegeben, er vertritt den Standpunkt, dass es kein Tennistalent durch die Ausbildung der Vereine schafft, zum Weltklassespieler zu werden und dass Weltklassespieler nur durch die Initiative Einzelner ausgebildet werden. Boris Becker wollte sich selbst nicht beim DTB einbringen, denn er ist mit seiner Aufgabe als Trainer von Novak Djokovic zufrieden.

Warten auf neuen Grand-Slam-Sieger

StruffSeit mehr als 20 Jahren warten die deutschen Tennis-Fans auf einen neuen Grand-Slam-Sieger der Herren; die Förderung von Talenten gelingt der früheren Tennis-Nation nicht. Auch bei den Masters in Indian Wells hatten die deutschen Tennisprofis das Nachsehen, bereits in deutlichen zwei Sätzen haben

  • Benjamin Becker
  • Jan Lennard Struff
  • Mischa Zverev

ihre Erstrundenpartien verloren. Sie mussten dabei nicht gegen derartige Talente wie Nadal, Federer oder Djokovic antreten, gegen die es sehr schwer zu spielen ist, sondern sie spielten gegen Mannarino, Smyczek und Kokkinakis, die weniger bekannt sind. Mannarino rangiert auf Platz 38 der Weltrangliste, Smyczek auf Platz 82, während Kokkinakis weit abgeschlagen auf Platz 682 steht. Diese Gegner konnten auf der ATP-Tour noch kein einziges Turnier gewinnen. Im Moment stecken die deutschen Männer in einer der tiefsten Krise seit der Gründung des DTB vor 113 Jahren. Die deutschen Frauen sind international konkurrenzfähig und erreichen bei großen Turnieren das Halbfinale oder das Finale – Sabine Lisicki hat im Jahre 2013 das Finale in Wimbledon erreicht. Anders sieht es bei den Herren aus, sie können auf den großen Bühnen der Tenniswelt kaum Erfolge verbuchen. Seit den Glanzzeiten des deutschen Tennis mit Boris Becker in den 1980er und Michael Stich in den 1990er Jahren hat sich einiges verändert.

Geld als wichtiges Thema

Die Managerin von Rot-Weiß Köln, Susann Karimi, schiebt die Krise auf das Thema Geld. Rot-Weiß Köln hat es mittlerweile in die 1. Bundesliga geschafft. Susann Karimi sagt, dass der Verein gerne mehr auf deutsche Spieler setzen würde, doch das Problem liegt darin, dass die deutschen Spieler in der Regel das Doppelte von dem fordern, was ausländische Spieler an Geld verlangen. In der ersten Mannschaft von Rot-Weiß Köln spielen unter anderem

  • Marco Pedrini aus Italien
  • Filip Prpic aus Schweden
  • Benoit Paire aus Frankreich

Benoit Paire steht auf Platz 89 der Weltrangliste, auch im Nachwuchsbereich wird immer mehr auf ausländische Spieler gesetzt. Eine Ursache bei den Schwierigkeiten der Förderung von Talenten sind auch die klimatischen Verhältnisse. In Deutschland erstreckt sich die Hallensaison über sieben Monate, während die jungen Talente in Spanien mitunter das gesamte Jahr über draußen trainieren können. Das könnte ein Grund dafür sein, dass Spanien in den letzten sieben Jahren dreimal den Davis-Cup gewann. Susann Karimi stellt fest, dass die jungen Talente für eine einzige Hallensaison bis zu 700 Euro berappen müssen und dass sich das die wenigsten leisten können.

DTB sieht dem Aussterben von Turnieren zu

Marc-Kevin Goellner, der frühere Weltklasse-Spieler und Davis-Cup-Sieger, kritisiert, dass in Deutschland nicht genügend Bereitschaft vorhanden ist, in junge Talente zu investieren. Er konstatiert, dass der DTB einfach zusieht, wie in Deutschland wichtige Tennisturniere aussterben. Die Future-Turniere, bei denen verstärkt auf junge Talente gesetzt wird, berücksichtigt der DTB bei seiner Planung kaum noch. In den neunziger Jahren war in Deutschland noch ein gesundes Clubsystem vorhanden. In jeder Saison erhielten die Spieler 50.000 bis 70.000 Mark, um in ihre Karriere zu investieren. Goellner erreichte an der Seite von David Prinosil im Jahre 1993 das Finale der French Open und glaubt an einen starken Konkurrenzkampf unter den Landesverbänden. Die Verbände arbeiten im Moment nicht miteinander, sondern gegeneinander, doch ist die Zusammenarbeit nach Meinung von Goellner die Grundvoraussetzung für den Erfolg.

Zverev als Hoffnungsträger

ZverevSusann Karimi und Marc-Kevin Goellner sind sich einig, dass der Vereinssport für viele Tennisspieler nur als Mittel zum Zweck dient. Spieler wie Benoit Paire und Dustin Brown finanzieren durch ihre Einnahmen die Teilnahme an der ATP-Tour, sie ist wesentlich lukrativer als der Ligabetrieb in Deutschland. Susann Karimi setzt große Hoffnung in Dustin Brown, nicht nur auf sportlicher Seite. Dustin Brown, ein 30-jähriger Deutsch-Jamaikaner, schafft es, Zuschauer und Fans zu begeistern, er soll besonders die jungen Menschen mit seiner Begeisterung anstecken. Dustin Brown steht im Moment auf Platz 105 der Weltrangliste. Mit seiner Dreadlock-Mähne ist er ein echter Paradiesvogel, er konnte sich 2013 in Wimbledon gegen Lleyton Hewitt und im Jahre 2014 in Halle in Westfalen gegen Rafael Nadal durchsetzen. Er spielt allerdings noch zu unbeständig. Ein weiteres Talent ist der Bruder von Mischa Zverev, Alexander Zverev, der gegenwärtig auf Platz 78 der Weltrangliste steht. Er ist Grand-Slam-Sieger der Junioren aus dem Jahr 2014 bei den Australian Open; auf der Jugend-Weltrangliste belegte er im letzten Jahr sogar Platz 1. Er ist gegenwärtig die größte Hoffnung des DTB, um die Krise zu bewältigen. Er ist allerdings auch die einzige Hoffnung. Seit Boris Becker und Michael Stich gilt Alexander Zverev als größtes deutsches Talent, er konnte im vorigen Jahr in Hamburg ins Halbfinale einziehen. Alexander Zverev ist noch jung, er hat noch etwas Zeit, um sich in der Weltrangliste ganz nach vorn zu kämpfen. Er muss noch beständiger spielen, um es unter die Top 10 zu schaffen.

Mangelndes Interesse an deutschem Tennis

Die Gründe für die fehlenden Talente im deutschen Herren-Tennis sind einerseits die fehlenden Vorbilder, andererseits auch das mangelnde Interesse des DTB an der Förderung der Talente. Auch das Geld spielt eine Rolle, denn die deutschen Spieler fordern einfach mehr als die ausländischen Spieler.

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