RusslandDie russische Nationalmannschaft ist schon immer für ihre eigenwillige Spielweise bekannt. In den Jahren 1962 bis 1989 zählte sie sogar zu den stärksten Nationalmannschaften der Welt. Zur Zeit der politischen Unruhen aufgrund des Zusammenbruchs der früheren Sowjetunion wurde der Betrieb der Nationalmannschaft eingestellt. Die russische Auswahl wurde 1992 wiedergegründet, doch blieben die erhofften Erfolge aus. Ständig wechselten die Trainer, keiner von ihnen, mit Ausnahme von Oleg Romanzew, blieb länger als zwei Jahre; Romanzew hielt von 1996 bis 2002 durch. Für die Weltmeisterschaft in Deutschland im Jahre 2006 konnte sich die russische Nationalmannschaft nicht qualifizieren, Guus Hiddink übernahm die Nationalmannschaft im Sommer 2006. Unter ihm schaffte Russland eine Qualifikation für die Europameisterschaft im Jahre 2008 in Österreich und der Schweiz, die Russen schafften es, ins Halbfinale zu kommen, doch unterlagen sie dann gegen Spanien. Da die Russen in den Play-Offs um die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika ausscheiden mussten, zog Trainer Hiddink die Konsequenzen, Dick Advocaat wurde sein Nachfolger. Unter ihm konnten sich die Russen für die Europameisterschaft 2012 qualifizieren, doch mussten sie in der Gruppenphase ausscheiden. Das hatte für Dick Advocaat Konsequenzen, er ging, sein Nachfolger wurde der Italiener Fabio Capello. Er schaffte es, den Russen den Weg zur Weltmeisterschaft 2012 nach Brasilien zu ebnen; für diesen Erfolg wurde er mit einer Vertragsverlängerung bis zur Fußball-Weltmeisterschaft im Jahre 2018 in Russland belohnt. Schließlich musste auch er vorzeitig gehen.

Wer ist Fabio Capello und warum musste er gehen?

Fabio Capello hat zwar Charisma, er ist gutaussehend und mag mehr Ausstrahlung als der neue russische Nationaltrainer Leonid Slutski haben, doch ist er nicht mehr taufrisch. Capello ist bereits 69 Jahre alt, seine Erfahrungen als Fußballer sammelte er bei Top-Vereinen wie Juventus Turin und AC Mailand. Seine Trainerkarriere begann er 1991 bei AC Mailand, er war dort sehr erfolgreich. Auch bei AS Rom und bei Real Madrid war er Trainer. Nationaltrainer war er auch bei der englischen Nationalmannschaft, doch nahm er seinen Hut im Jahre 2012, da es Differenzen aufgrund der Absetzung von Kapitän John Terry wegen Rassismusvorwürfen gab. Anschließend wechselte Capello nach Russland, wo er Trainer der Nationalmannschaft war. Sein Vertrag wurde allerdings vorzeitig beendet, am 14. Juli 2015, da die Qualifikation der russischen Nationalmannschaft für die Europameisterschaft im Jahre 2016 nicht wie erwartet verlief. Schließlich wird die Weltmeisterschaft im Jahre 2018 in Russland ausgetragen, die Russen wollten das Zwischenziel nicht aufs Spiel setzen, daher trennten sich die Bosse im gegenseitigen Einvernehmen von Fabio Capelllo. Nachfolger ist Leonid Slutski.

Wer ist Leonid Slutski?

Leonid Slutski wurde 1971 in Wolgograd geboren und spielte als russischer Nationaltorwart. Allerdings musste er seine Karriere als aktiver Fußballer bereits früh beenden, schon mit 19 Jahren litt er an einer Knieverletzung, die er sich zugezogen hatte, als er die Katze seines Nachbarn vor einem Sturz von einem Baum rettete. Slutski stürzte selbst schwer, als der Ast abbrach. Slutski begann seine Trainerkarriere im Jahre 2000 bei der Jugendmannschaft von Olimpia Wolgograd. Er musste dann zwei Jahre pausieren und übernahm die Reservemannschaft von Uralan Elista. Die Profimannschaft des Vereins übernahm er im Jahre 2003. Er wurde von Uralan Elista in die 2. Division strafversetzt, er übernahm wieder eine Reservemannschaft, jedoch von FK Moskau. Die Profimannschaft von FK Moskau übernahm er 2005. Er wurde nach zweijähriger Tätigkeit entlassen, bis er dann im Jahre 2008 zu Krylja Sowetow Samara ging. Er wechselte im Oktober 2009 zum ZSKA Moskau, wo es ihm gelang, die Mannschaft zum ersten Mal in ihrer Geschichte zum Viertelfinale in der Champions League zu bringen, wo die Mannschaft allerdings scheiterte. Schließlich löste Slutski im Sommer 2015 den Italiener Fabio Capello als Nationaltrainer ab. Das ist eine eher durchschnittliche Karriere, bis auf den Erfolg bei der Champions League weist die Karriere keine besonderen Erfolge oder Meilensteine auf. Angesichts dieser Fakten sieht es so aus, als würde es Slutski nicht schaffen, wieder frischen Wind in die Nationalmannschaft zu bringen und die russische Nationalmannschaft wieder zu dem zu machen, was sie einmal war. Leonid Slutski stammt aus einer sportlichen Familie, sein Vater war Profiboxer, seine Mutter Erzieherin. Als Leonid sechs Jahre alt war, starb sein Vater. Seinen Vornamen erhielt Slutski zu Ehren des früheren russischen Staatsoberhaupts Leonid Breschnew. Leonid Slutski ist verheiratet und hat

Slutski – Hoffnung für die EM-Qualifikation

Russland2Leonid Slutski erhielt seinen Trainersessel in der russischen Nationalmannschaft vom Russischen Fußballbund (RFS), der Vertrag läuft am Ende der Qualifikationsrunde für die Europameisterschaft 2016 zunächst aus. Für den neuen Nationaltrainer mag es keine gute Aussicht sein, denn es ist unklar, ob er seinen Trainersessel behalten darf, wenn er die Qualifikation der Nationalmannschaft für die Europa-Meisterschaft 2016 geschafft hat. Das mag für einen Trainer und damit auch für die Mannschaft nicht besonders motivierend erscheinen – also sieht es nicht so aus, dass es Slutski gelingt, wieder Schwung in die Mannschaft zu bringen. Gemäß einer Pressemitteilung des RFS wird Slutski, wenn sein Vertrag in der Nationalmannschaft nicht verlängert wird, nicht arbeitslos, denn er behält seinen Posten als Cheftrainer beim ZSKA Moskau weiterhin. Die Leitung des russischen Fußballs ist der Leitung des ZSKA dankbar, dass sie die Interessen der russischen Nationalmannschaft berücksichtigt hat. Beim ZSKA machte sich Slutski einen Namen, der Armeeclub konnte unter ihm bereits einige Erfolge verzeichnen:

  • 2012/13 russischer Meister
  • 2013/14 russischer Meister
  • 2011 russischer Pokal
  • 2013 russischer Pokal
  • 2009 Viertelfinale der Champions League

Unter Slutski schaffte es ZSKA Moskau zudem im Jahre 2012 in die Gruppenphase der Champions League und ins Achtelfinale, wo die Hauptstädter jedoch Real Madrid unterlagen.

Slutski – der russische Mourinho

In seinen ersten Jahren als Trainer in der russischen Premier Liga wurde Slutski als russischer Mourinho bezeichnet. Er steht diesem Vergleich eher skeptisch gegenüber, doch die Lebenswege der beiden Trainer weisen einige Parallelen auf. Slutski war Torwart, genauso wie die portugiesische Fußball-Legende Mourinho, auch Mourinho schaffte es, genauso wie Slutski, in seiner aktiven Phase als Fußballer nicht bis ganz nach oben. Die Karriere von Slutski wurde beim Versuch, die Katze des Nachbarn von einem Baum zu holen, jäh beendet, er zog sich schwere Verletzungen am Knie und im Gesicht zu. Die linke Kniescheibe wurde durch einen offenen, multiplen Splitterbruch zertrümmert, zudem erlitt Slutski eine Gehirnerschütterung und einen Nasenbeinbruch. Mit seiner Karriere als Profifußballer waren diese Verletzungen zur damaligen Zeit nicht vereinbar. Slutski musste ein Jahr im Krankenhaus verbringen, mit der Aussicht, sein verletztes Bein nie wieder beugen zu können. Er schaffte es trotzdem, das Gelenk nach und nach wieder zu bewegen. Er versuchte dann sogar, wieder aktiv Fußball zu spielen, was allerdings nicht gelang.

Frühzeitige Tätigkeit als Trainer

Das frühe Ende der aktiven Karriere von Leonid Slutski zwang den jetzigen Nationaltrainer nicht in die Knie, denn er startete bereits mit 22 Jahren seine Karriere als Trainer und war schon mit 33 Jahren Trainer eines Erstligisten. Schon mit 38 Jahren wurde er Cheftrainer beim ZSKA Moskau, er machte das Team zu einem der besten seines Landes. Bei seiner Tätigkeit als Cheftrainer konnte sich der heute 44-Jährige bewähren. Er musste bereits beim zweiten Spiel des ZSKA Moskau während seiner Tätigkeit als Trainer im Old Trafford antreten, er schaffte es, die Mannschaft mit einem aufregenden Spiel gegen Manchester United, einem Spitzenverein, seinen Armeeclub zum Remis 3:3 zu bringen. Eine gute Trainerschule hat Slutski bei Inter Mailand und bei Chelsea London absolviert, er lernte dort die Trainermethoden von José Mourinho kennen.

Mut zum Risiko

Russland1Der russische Trainer Alexander Tarchanow kann bereits auf eine 25-jährige Karriere als Trainer zurückblicken und coachte mehrere russische Top-Clubs. Er ist überzeugt, dass Slutski die perfekte Besetzung für den Trainerposten der russischen Nationalmannschaft ist. Er sagt, dass Fabio Capello ein großartiger Trainer ist, der es geschafft hat, hervorragende Mannschaften zum Erfolg zu coachen. Der Italiener hat jedoch nach Meinung von Tarchanow keine Erfahrung mit Mannschaften und Spielern auf russischem Niveau, während Slutski die Realität in Russland kennengelernt hat und es schafft, auch aus mittelmäßigen Spielern eine gute Mannschaft zu machen. Die Entscheidung des RFS, Slutski zum Nationaltrainer zu machen, wird allerdings von Denis Romanzow, einem Fußballjournalisten, scharf kritisiert. Romanzow ist der Meinung, dass der Pool für Kandidaten um den Trainerposten der Nationalmannschaft um Ausländer erweitert werden sollte. Die Gründe, dafür, Ausländer für den Trainerposten einzusetzen, können vielfältig sein:

  • Erfahrung bei internationalem Fußball
  • Kenntnis vieler Mannschaften und Fußballer sowie deren Besonderheiten
  • Abwechslung im Fußball

Romanzow spricht davon, dass es sich mit der Verpflichtung von Slutski als Nationaltrainer um eine politische und nicht um eine sportliche Entscheidung handelte. Schließlich wurden in den Jahren 2006 bis 2012 ausschließlich Ausländer für den Trainerposten der russischen Nationalmannschaft verpflichtet. Die Auswahl sollte seiner Meinung nach nicht auf Russen begrenzt sein, wie Romanzow in seinem Blog schreibt. Ilja Kasakow, Pressesprecher der russischen Mannschaft, denkt, dass es für Slutski kein Risiko war, den Trainerposten in der Nationalmannschaft anzunehmen. Slutski ist ein selbstkritischer Mensch, er hat nach Meinung von Kasakow überblickt, welches Risiko er eingeht und was auf ihn zukommt. Slutski ist für Kasakow der einzige russische Trainer, der in den nächsten zehn Jahren erfolgreich sein wird und der eine Vielzahl an Angeboten von verschiedenen russischen Mannschaften erhalten wird.

Erfolg mit Fragezeichen

Ob es Leonid Slutski schafft, die russische Nationalmannschaft zum Erfolg zu bringen, ist fraglich. Einerseits hat er langjährige Erfahrung als Trainer gesammelt und den russischen Top-Verein ZSKA Moskau zum Erfolg geführt, andererseits verfügt Slutski keine Erfahrung auf internationalem Rasen, daher könnte die Nationalmannschaft für ihn eine Hutnummer zu groß sein. Sicher scheint, der langweilige und erfolgslose Capello-Fußball ist in Russland zumindest passé.

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