Es ist die wohl brisanteste Begegnung in der 1. Runde des DFB-Pokals überhaupt: Dynamo Dresden gegen RasenBallsport Leipzig. Ein Sachsen-Derby der besonderen Art, denn hier treffen zwei völlig unterschiedlich arbeitende Vereine aufeinander. Dresden, als Aushängeschild des sehr emotionalen Ost-Fußballs, mit Fans, die sich außerordentlich intensiv mit ihrem Verein identifizieren. Ähnlich wie bei anderen Ost-Klubs, wie zum Beispiel Hansa Rostock, haben die Dresdner Fans den Ruf ihr Mannschaft sehr enthusiastisch zu begleiten. Der Fußball in der sächsischen Landeshauptstadt lebt in erster Linie von Härte und Leidenschaft. Ein Vergleich zu Nationalmannschaften wie Island, Nordirland oder Wales drängt sich geradezu auf. Auf der anderen Seite RB Leipzig, jener Verein, der nur dank eines sehr großzügigen Sponsors in die Bundesliga aufgestiegen ist, mit einem riesigen Etat, mit einer Art Fußball zu spielen, die am Reißbrett entworfen wird und mit Leidenschaft und Kampfgeist sehr viel weniger zu tun hat.
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Beide Vereine halten sich noch sehr bedeckt

Natürlich ist allen klar, dass es sich hier um ein Derby handelt, dass vor allem was die Sicherheit im Stadion angeht, mit viel Vorsicht zu genießen ist. Viele rechnen mit Randale und eventuell auch mit gewaltätigen Übergriffen, vor allem die Dresdner Anhänger sind nicht gerade für ihre Friedfertigkeit bekannt. Um die Stimmung im Vorfeld nicht zu sehr anzuheizen, halten sich die Verantwortlichen beider Vereine mit ihren Kommentaren eher zurück. RB-Sportdirektor Ralf Rangnick sagte nach der Auslosung:

„Mit Dynamo haben wir keine einfache, aber sehr reizvolle Aufgabe zugelost bekommen. Uns erwartet dort eine richtige Pokalatmosphäre und ein Gegner, der uns alles abverlangen wird. Dieses Derby ist eine Woche vor unserem Bundesliga-Start sicher ein echter Gradmesser. Klar ist aber auch, dass wir eine Runde weiterkommen wollen.“

Und Dynamo Sportdirektor Ralf Minge meint:

„Wir nehmen die Herausforderung an und werden alles dafür tun, mit unseren Fans im Rücken, eine Runde weiterzukommen.“

Das letzte Duell: Landespokal 2011

Es war das Halbfinale des Sachsenpokals 2011, als sich die beiden Mannschaften zum letzten Mal gegenüberstanden. Allerdings waren die Voraussetzungen damals noch völlig andere, denn:

  • Dynamo Dresden kickte in der 3. Liga
  • RB Leipzig spielte in der Regionalliga

Und noch etwas war anders als es wohl in der 1. Runde des DFB-Pokals sein wird: Die Dresdner verzichteten völlig auf Stammspieler der Drittligamannschaft, denn die wurden für das zwei Tage später stattfindende Relegationsspiel gegen den VfL Osnabrück geschont. Die Leipziger kämpften wie die Löwen und konnten am Ende verdient mit 2:1 das Spiel gewinnen und ins Finale gegen den Chemnitzer FC einziehen. Stadion-Dresden

Minge sieht kein Derby

Der Sportdirektor von Dynamo Dresden ist bei seinem Verein eine Legende. Denn der 55-jährige spielte in 222 Spielen der DDR-Oberliga für Dynamo und erzielte dabei 103 Tore. Daher hat sein Wort natürlich Gewicht, besonders wenn es um Begriffe wie

  • Tradition
  • Derby
  • Historie

geht. Und genau das ist es, was dem Sportdirektor an dieser Konstellation gewaltig stört.

„Zum einem Derby gehört eine gewisse Historie. Aber was diese Paarung anbelangt, kann ich die nicht sehen.“

Oder anders gesagt: Wie könnte ein im Jahr 2009 durch Initiative der Red Bull GmbH, ausgestattet mit einer Lizenz vom SSC Markranstädt und gestartet in der 5. Liga, wohl an großen Emotionen, Gefühlen und Traditionen in solch ein Duell einbringen? Fakt ist: Viele Fußballfans in Ostdeutschland sehen in RB Leipzig schlicht keine richtige ostdeutsche Fußballmannschaft, sondern ein künstlich geschaffenes Konstrukt, ähnlich den Franchise-Projekten im amerikanischen Basketball. Ist der Standort ausgelutscht, dann zieht es den Sponsor einfach an den nächsten Ort. Zumindest bei Red Bull könnte dieser Eindruck gewonnen werden, nachdem es Salzburg nicht in die internationale Spitzengruppe geschafft hat. P1040528_Leipzig

Tradition gegen Kunstobjekt

Dynamo Dresden steht wie derzeit nur ganz wenige Vereine im deutschen Fußball noch für Tradition – egal ob im positiven oder im negativen Sinn.

„Wir sind ein demokratischer Traditionsverein“, sagt Minge: „Die Kommunikation mit der Fanszene und unseren Mitgliedern ist einer unserer wesentlichen Bestandteile.“

Und ohne die 17.000 Mitglieder, die der Verein hat, wäre er schon lägst weg vom Fenster. Die schwierigen und existenzbedrohenden Krisen der jüngeren Vergangenheit hat der Verein inzwischen hinter sich gelassen. Der Aufstieg aus der 3. in die 2. Bundesliga ist letztlich geglückt, die Mannschaft hat eine atemberaubend gute Saison hinter sich gebracht. Und das nicht nur mit Geld, denn Geld ist kaum vorhanden:

„Wir müssen uns durch erfolgreiche Konzepte abheben. Wenn es nur über das Portemonnaie geht, würden wir den Kürzeren ziehen.“

so Minge.

Krawalle in Dresden?

Die Fanszene in Dresden ist in den vergangenen Jahren immer wieder negativ aufgefallen:

  • 2009: Verurteilung durch das DFB-Sportgericht zu einer Geldstrafe von 2500 Euro – Einige Anhänger hatten beim Spiel gegen FC Bayern München II Rauchbomben gezündet
  • 2010: Geldstrafe von 4000 Euro – Gegen Jahn Regensburg gab es bengalische Feuer und Rauchbomben
  • 2010: Wegen einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit der Polizei, dem Abbrennen von Pyrotechnik und des Einsatzes von Feuerwerkskörpern und Böllern in mehreren Partien muss Dresden eine Strafe von insgesamt 9000 Euro zahlen und ein Spiel unter Ausschluss der eigenen Fans bestreiten
  • 2012: Nach der 3:4 Niederlage im Pokal gegen Hannover kam es zu schweren Ausschreitungen. Dresden durfte in der folgenden Saison nicht am DFB-Pokal teilnehmen

Diese Liste ließe sich problemlos weiterführen und erweitern. Es wundert daher nicht, dass niemand von den Verantwortlichen dieses Derby offiziell in ein schlechtes oder dramatisches Licht rücken will. RB-Sportdirektor Ralf Rangnick glaubt, seine Mannschaft erwarte in Dresden echte Pokalatmosphäre und „ein Gegner, der uns alles abverlangen wird.“ Es ist kein Geheimnis, dass sich die beiden Vereine wohl am liebsten aus dem Weg gehen würden. Die Dresdner waren jedenfalls froh, dass die Leipziger in die 1. Bundesliga aufgestiegen sind – auf diese Art und Weise bekäme man halt nichts miteinander zu tun. Dass es jetzt ausgerechnet im Pokal gegeneinander gehen muss kann aber auch ein Vorteil für das Prestige des ostdeutschen Fußballs sein. Denn die gesamte ungeteilte Nation wird von diesem Spiel Notiz nehmen. Hoffen wir, dass auch die Fans das so realisieren werden.

Foto: (c) Wettbuero.de

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