Es immer traurig, wenn ein großartiger Mensch von uns geht und stirbt. Das gilt vor allem im privaten Bereich, aber auch im öffentlichen Leben. In jüngster Vergangenheit sind einige einmalige Menschen den letzten Weg gegangen – Lemmy Kilmister, Helmut Schmidt, Henning Mankell, Dettmar Cramer, Gerhard Mayer-Vorfelder, Christopher Lee, um nur einige zu nennen. Doch nur wenige Menschen berühren die Öffentlichkeit so sehr wie der vor einigen Tagen an seiner Parkinson-Krankheit verstorbene ehemalige Weltmeister im Schwergewicht Muhammad Ali. Freilich liegt das nicht nur an seinen sportlichen Leistungen, sondern auch an den anderen Dingen, die er Zeit seines Lebens getan hat.

Die erste Phase seiner Karriere

Muhammad AliWeltweite Aufmerksamkeit erlangte Ali, der damals noch den Namen Cassius Marcellus Clay Junior trug, als er im Februar 1964 gegen Sonny Liston seinen ersten Weltmeisterschaftskampf gewinnen konnte. Das traute ihm im Vorfeld niemand zu, denn er war für sein Großmaul und seine Selbstsicherheit bekannt. Er konnte den Kampf mit 7:1 Punkten gewinnen. Danach rief Ali unentwegt Sätze wie „I shook up the world“ und „I am the greatest!“ in die Mikrofone. Diese Bilder gingen damals um die Welt und machten ihn weltberühmt. Mitte der 60er Jahre hatte er dann seinen Karrierehöhepunkt. Er verteidigte seinen Titel gegen

  • Floyd Patterson
  • Karl Mildenberger
  • George Chuvalo
  • Henry Cooper
  • Brian London
  • Cleveland Williams
  • Ernie Terrell
  • Zora Folley

Der besondere Kampfstil von Ali

Ali kämpfte, wie noch nie ein Boxer zuvor gekämpft hatte. Er war sehr flink und ließ die Hände oftmals einfach nur hängen und baute keine Deckung auf – was die Gegner natürlich zusätzlich provozierte. Durch seine tänzelnde Art sich zu bewegen und vor allem durch seine Schnelligkeit musste er dennoch so gut wie nie Treffer an den Kopf einstecken. Er ließ sich durch seine Gegner sogar ab und zu an die Seite seines Körpers schlagen, um zu demonstrieren, wie stark und unbezwingbar er sei. Das wirkte noch provozierender.

Die Aberkennung des Titels aus politischen Gründen

Es war im April 1964, als dem Weltmeister sein Titel aberkannt wurde. Denn er weigerte sich strikt, den Militärdienst anzutreten. Der inzwischen zum Islam konvertierte Ali wollte sich nicht an einer Militäraktion im Vietnamkrieg beteiligen. Außerdem sah er die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung in Gefahr. So meinte er

„Nein, ich werde nicht 10.000 Meilen von zu Hause entfernt helfen, eine andere arme Nation zu ermorden und niederzubrennen, nur um die Vorherrschaft weißer Sklavenherren über die dunkleren Völker der Welt sichern zu helfen.“

Durch diesen Schritt verzichtete er bewusst auf weiteres Geld aus den anstehenden Boxkämpfen. Er wurde zu

    • fünf Jahren Gefängnis
    • und 10.000 Dollar Strafe

verurteilt, außerdem durfte er zunächst nicht mehr boxen.

Comeback: Rumble in the jungle

Nach einem gescheiterten Versuch, sich den Titel im Kampf des Jahrhunderts gegen Joe Frazier wiederzuholen, musste Ali ganz von vorne anfangen und sich das Recht auf einen weiteren Titelkampf erkämpften. Zwischen 1971 und 1974 bestritt er 14 weitere Kämpfe, darunter am 28. Januar auch eine Revanche gegen den inzwischen entthronten Frazier, den er nach Punkten mühelos besiegte. Schließlich kam es am 30. Oktober 1974 zum legendären „Rumble in the jungle“ in Zaire. Ali wurden gegen den amtierenden Schwergewichtsweltmeister George Foreman keine Chancen eingeräumt, doch Ali belehrte alle Experten eines bessern. Mit seiner neuen Kampftechnik, dem „Rope-A-Dope“, bei der er die Seile des Ringes zum Abfedern der gegnerischen Schläge zu Hilfe nahm, gelang ihm ein glanzvoller Sieg.

Die erste Titelverteidigung: Rocky Balboa Vorlage

Seine erste Titelverteidigung fand gegen Chuck Wepner statt. Wepner war ein weißer, untalentierter und unbekannter Boxer. Promoter Don King setzte dieses ungewöhnliche Duell an, weil er unbedingt Geld brauchte, Geld, dass er bei dem Sieg Alis gegen Foreman verlor und das ihm die Mafia vorgestreckt hatte. Erwartungsgemäß blieb Ali Sieger, obwohl Wepner ihn in der achten Runde sogar auf die Bretter schickte. Der weiße Boxer wurde die Vorlage für Sylvester Stallone’s Kultfigur „Rocky Balboa“. Nach diesem Fight verteidigte noch weitere zehn Mal, unter anderem gegen

      • Ron Lyle
      • Joe Bugner
      • Jimmy Young
      • Earnie Shavers

Der sportliche Niedergang

Muhammad Ali (2)Am 15. Februar boxte Ali gegen Leon Spinks. Den Olympiasieger im Halbschwergewicht wurde von Ali allerdings nicht ernst genommen, der Weltmeister stieg untrainiert und übergewichtig in den Ring. Überraschend konnte Spinks ihm bei diesem Kampf den Titel abnehmen. Im Rückkampf, im September des gleichen Jahres holte sich Ali den Gürtel aber wieder zurück. Nach diesem Sieg erklärte Ali im Alter von 36 Jahren seinen Rücktritt vom Boxsport und war bereits von seiner schweren Krankheit gezeichnet – er sprach langsam und undeutlich. Seine letzten beiden Kämpfe im Herbst 1980 und im Dezember 1981 endeten mit blamablen Niederlagen. Es war den beiden Gegnern

      • Larry Holmes
      • Trevor Berbick

zu verdanken, dass Ali seine sportliche Karriere ohne K.O. beenden konnte, denn beide übten Zurückhaltung.

Reaktionen auf seinen Tod

Wie beliebt der Boxer am Ende seines Lebens war, und wieviel Respekt er sich durch sein sportliches Auftreten und sein Umgang mit seiner Krankheit verdient hat, zeigen zahlreiche Reaktionen berühmter Weggefährten. So sagte Hana Ali, die Tochter des ehemaligen Weltmeisters:

„Unser Vater war ein bescheidener Riese! Und nun ist er heim zu Gott gegangen. Gott segne dich, Daddy. Du bist die Liebe meines Lebens.

George Forman, sein ehemaliger Rivale, sagte:

„Ali, Frazier & Foreman – wir waren praktisch eins. Ein Teil von mir ist heute von uns gegangen, der großartigste Teil.“

Barack Obama, amtierender Präsident der USA:

„Die Nachricht vom Tode Muhammad Alis hat mich und die Olympische Welt sehr betroffen gemacht. Er war ein Athlet, der die Herzen der Menschen rund um den Erdball berührt hat, der sich weit über den Sport hinaus engagierte, ein Athlet, der so vielen erkrankten Menschen Mut machte, als er das Olympische Feuer entzündete und dabei sein eigenes Leiden nicht versteckte.“

Jesse Jackson, US-Bürgerrechtler:

„Er bedeutete und bedeutet uns so viel. Ein Champion im Ring, ein Held weit über den Ring hinaus. Er hat seine Karriere für seine Prinzipien geopfert, ein Anti-Kriegs-Prophet. Er ist die Stimme unserer Zeit.“

Somit fällt uns auf die Frage, die wir mit der Überschrift stellen, nur eine Antwort ein: Ja, er war der größte Boxer aller Zeiten. Foto: shutterstock/Bildnummer:421688566-Urheberrecht: Tinseltown & Bildnummer:94208131-Urheberrecht: Featureflash Photo Agency

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