Im Fußball gilt seit jeher die Tatsachenentscheidung. Das bedeutet: Hat der Schiedsrichter nach seiner eigenen Wahrnehmung auf dem Platz eine Entscheidung getroffen, so gibt es kein Zurück mehr. Selbst, wenn der Unparteiische in der Kabine nach dem Spiel oder in der Pause von seinem Irrtum erfährt, können die Entscheidungen weder zurückgenommen werden noch rückgängig gemacht werden. Ein Abseitstor bleibt ein Abseitstor, eine Schwalbe bleibt ein Foul und auch eine zu Unrecht gegebene Rote Karte bleibt Rot – und verschwindet auch nicht aus den Statistiken des Spielers. Damit haben viele Funktionäre inzwischen ein Problem – denn es geht um irre viel Geld, um Karrieren und um Erfolg und Ruhm. Jede Fehlentscheidung eines Schiedsrichters kann fatale Folgen haben – vom Weltmeistertitel bis zur Entscheidung, ob eine Mannschaft in einer Profi-Liga doch noch den Europapokalplatz erreicht, oder nicht.
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Im Internet schon lange auf der Suche nach Schiedsrichterfehlern: wahretabelle.de

Eine Internetcommunity hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Fehlentscheidungen von Schiedsrichtern in die Endergebnisse einfließen zu lassen, um so für die Bundesliga die „wahre Tabelle“ zu erstellen. Auf wahretabelle.de kann sich jeder von den Ergebnissen dieser Recherchen überzeugen. Vor allem Elfmeterentscheidungen und Abseitsstellungen werden für diese von der DFL abweichende Tabelle herangezogen. Beispiel: Die Partie zwischen dem FC Bayern München und den 1. FSV Mainz 05. Wie jeder Fußballfan weiß, gewannen die Rheinländer in München mit 2:1. Doch laut „wahretabelle“ hätte der erste Treffer der Gäste nicht zählen dürfen, Christian Clemens stand im Abseits.

  • „Der Mainzer knapp im Abseits. Für mich auch relevant im Sinne der Wahren Tabelle, da der Angriff flüssig zu Ende gespielt wurde“, erklärte Kompetenzteam-Mitglied don_riddle seine „Veto“-Entscheidung.
  • „Clemens steht im Abseits und leitet mit seinem Kopfball den Angriff unmittelbar ein, der dann zielstrebig und kurzfristig zu Ende gespielt wurde“, stimmte auch Rüpel für eine „relevante Fehlentscheidung.“

Es werden auch Statistiken zu den einzelnen Vereinen geführt, die manchmal denkwürdige Ergebnisse haben. So ergibt sich für den 1. FC Köln:

  • Fünfmal hat die Mannschaft in dieser Saison bereits von Fehlentscheidungen profitiert, drei Tore wurden geschenkt, zwei Gegentore wurden aberkannt
  • Zehnmal hingegen wurde Köln bereits benachteiligt, denn acht Tore wurden aberkannt und zwei irreguläre Gegentore gegeben.

Beim Hamburger SV ist diese Aufzählung sogar noch deutlicher:

  • Elfmal profitierte die Mannschaft von Bruno Labbadia, elf Tore wurden der Mannschaft geschenkt – neunmal wurde das Team aber auch benachteiligt, denn fünf Tore wurden aberkannt und vier Gentreffer, die eigentlich irregulär waren, wurden gegeben

Diese Beispiele zeigen, wieviel Zündstoff diese Diskussion besitzt. Der Zuschauer im Stadion, meistens ausgerüstet mit Smartphone oder sogar Tablet, hat in wenigen Sekunden die Beweise für eine Fehlentscheidung auf dem Bildschirm, ein Hilfsmittel, dass für den Unparteiischen nicht erlaubt ist. Verschwörungstheoretiker wittern somit bei jeder nicht korrekten Entscheidung der Unparteiischen ein Komplott, objektive Fans ärgern sich über das ungerecht schlechte Abschneiden der eigenen Mannschaft. Die Schiedsrichter geraten dadurch immer häufiger unter Druck.

Eine Entscheidung von enormer Tragweite

FIFADas International Football Association Board (Ifab) hat jetzt den Weg für eine historische Veränderung der Regeln freigemacht. Ab der übernächsten Saison soll in fünf Fußball Ligen der Videobeweis getestet werden. Die acht stimmberechtigten Mitglieder des IFAB beschlossen dies in Cardiff. Wie genau das funktionieren soll, wurde allerdings nicht festgelegt. Der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino freute sich über die Entscheidung: „Heute haben wir wirklich eine historische Entscheidung für den Fußball getroffen“, so der Schweizer. Als allererster Test soll vermutlich die im Juni in den USA stattfindende Copa America herhalten. „Das ist ein großer Test, und wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn es darum geht, das Fußballspiel zu schützen. Der Fluss des Spiels ist sehr wichtig”, sagte Infantino.

Vor zwei Jahren fanden bereits Tests in den Niederlanden statt

Wie so etwas funktionieren kann haben vor zwei Jahren bereits die Niederländer getestet. Im Fußball der Zukunft könnte ein zusätzlicher Assistent, so zum Beispiel ein nicht mehr aktiver Schiedsrichter, in einer Art Übertragungswagen vor dem Stadion sitzen. Hier könnte er sich jede Szene auf einer Vielzahl von Bildschirmen aus allen möglichen Perspektiven anschauen und dem Schiedsrichter über Funk einen Hinweis geben. Das hätte einige Vorteile:

  • Das Spiel müsste nicht unnötig unterbrochen werden
  • Die letzte Entscheidung bleibt dennoch beim Schiedsrichter, ein Veto der Trainer, wie von Karl-Heinz Rummenigge angedacht, würde nicht zum Tragen kommen
  • Das Spiel im Stadion würde sich nicht großartig ändern, aber der Sport wäre dennoch revolutioniert

Die Bundesliga ist vorbereitet

In Deutschland wurde die Entscheidung für den Videobeweis positiv aufgenommen.

  • „Mit dem Ja zu den Tests für den Videobeweis wurde der mehrheitlich positiven Stimmungslage Rechnung getragen. Von unserer Seite her sind wir natürlich sehr zufrieden mit dieser Entscheidung“, sagte Ansgar Schwenken, Direktor der Deutschen Fußball Liga (DFL), in einer Stellungnahme am Samstag

„Wenn alle noch offenen Fragen mit der Fifa geklärt sind, wollen wir schon zur kommenden Saison 2016/17 mit der ersten Phase starten. Wichtig ist uns bei der Umsetzung vor allem, dass das Fußballspiel dennoch seinen eigentlichen Charakter behält“, betonte Schwenken. „Wenn die Tests zugelassen werden, können wir sie mit am schnellsten umsetzen, da wir eine eigene Produktionsfirma besitzen“, hatte Christian Seifert, Geschäftsführer der DFL, gesagt. Der DFL-Boss warnte allerdings auch vor Schnellschüssen: „Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, Fehler gehören dazu. Dazu geht es um zu viel. Aber es wird eine grundlegende Veränderung des Spiels sein. Deshalb muss es sehr gut durchdacht sein. Man muss es sehr seriös prüfen und darf es nicht übers Knie brechen.“

Weitere Regeländerung: Abschaffung der Dreifachbestrafung

Es wurde allerdings noch eine andere Regeländerung auf den Weg gebracht. Die sogenannte „Dreifachbestrafung“ soll bereits zur Europameisterschaft in Frankreich wegfallen. Damit ist gewährleistet, dass ein Spieler nach einem Foul im eigenen Strafraum nicht mehr mit einer Roten Karte bestraft wird, sofern es sich nicht um eine Tätlichkeit handelte. Es reicht dann

  • Eine gelbe Karte
  • Und ein Elfmeter

Zuletzt hatten viele Profispieler und auch Trainer sich über diese dreifache Bestrafung beschwert. Foto: shutterstock/Bildnummer:282688553-Urheberrecht: Ugis Riba

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