Spätestens seit dem Bekanntwerden des Wechsels von Markus Weinzierl zum FC Schalke 04 ist es kein Geheimnis mehr: Auch in Deutschland werden Ablösesummen für Trainer bezahlt. Zwar halten sich die Summen, zumindest im Vergleich mit den Ablösesummen für Spieler, durchaus in Grenzen, doch über Kurz oder Lang werden auch hier die Summen steigen. Damit begibt sich die Bundesliga nun auch in dieser Frage auf internationales Niveau, denn in den anderen europäischen Top Ligen ist es schon lange keine Seltenheit mehr, dass ein Verein einen Trainer von seinem vorherigen Arbeitgeber durch die Zahlung einer Ablösesumme loseist.

Beispiele bisheriger Transfers inklusive einer Ablösesumme

    • André Villas-Boas: Als er im Jahr 2011 zum FC Chelsea wechselte, kostete der Transfer den Londonern insgesamt 15 Millionen Euro, die der Klub an den FC Porto überwies José Mourinho: Im Frühsommer 2010 soll Real Madrid eine Summe in Höhe von acht Millionen Euro an Inter Mailand bezahlt haben
    • Bruno LabbadiaAls Bruno Labbadia 2009 zum Hamburger SV wechselte, überwiesen die Hanseaten seinem Arbeitgeber Bayer 04 Leverkusen etwa eine Million Euro
    • Thorsten Fink: Auch in diesem Fall sollen die Hamburger eine Million Euro an den FC Basel überwiesen haben
    • Hans Meyer: Borussia Mönchengladbach wollte 1 Million Euro von Hertha BSC kassieren, ehe der Trainer zu den Berlinern hätte wechseln können. Doch Meyer konnte die Verantwortlichen überreden, den Betrag zu verringern
    • Robin Dutt: Auch seine Verpflichtung soll Bayer Leverkusen damals etwas eine Million Euro gekostet haben, als Dutt noch beim SC Freiburg angestellt war
    • Roger Schmidt: Der bis dato teuerste Trainertransfer in der Bundesliga. 1,5 Millionen Euro soll Leverkusen auf den Tisch gelegt haben, um Schmidt von RB Salzburg zu holen

Markus Weinzierl: Mit drei Millionen Euro Ablösesumme ein neuer Rekord in der Bundesliga

Den Rekord von Roger Schmidt hat jetzt Markus Weinzierl gebrochen. Der ehemalige Trainer des FC Augsburg wechselt zur neuen Saison zum Traditionsverein FC Schalke 04. Die Gelsenkirchener überweisen hierfür eine Rekordsumme von drei Millionen Euro. Durch weitere Prämien, die bei

      • einer eventuellen Qualifikation für die Champions League
      • einem Pokalsieg
      • oder der seit 1958 herbeigesehnten Deutschen Meisterschaft

fällig werden würden, könnte sich diese Summer sogar noch auf bis zu 5 Millionen Euro erhöhen. Und natürlich ist es kein Zufall, dass dieser Rekord ausgerechnet dann aufgestellt wird, wenn Manager Christian Heidel das Zepter in Gelsenkirchen übernimmt. Denn bereits vor einigen Jahren hatte Heidel hohe Ablösesummen für Trainer ins Gespräch gebracht, als er, mehr im Scherz, meinte, nur ein Ablöseangebot von 70 Millionen Euro könnte ihn dazu bewegen, den Trainer seines damaligen Arbeitgebers, dem 1. FSV Mainz 05, Thomas Tuchel, an einen anderen Verein abzugeben. Heidel meinte damals in eben diesem Zusammenhang recht deutlich:

„Der Trainer ist der Chef von Spieler, die für Millionenbeträge die Vereine wechseln“

Dennoch sind die derzeit gezahlten Beträge für Trainer noch weit von dem entfernt, was Weltklassespieler auf dem Markt bringen können. Und das wohl auch zurecht, denn ein Tor wurde bisher von noch keinem Trainer erzielt.

Die Tage des Trainerkarussells scheinen gezählt

Wird nun das allgegenwärtige Trainerkarussell bald aufhören zu existieren? Jenes bildliche Konstrukt, auf das die entlassenen Trainer aufsattelten, um bei nächster Gelegenheit einen neuen Job in einer neuen Stadt anzutreten? Vorbei die Zeiten, in denen Friedhelm Funkel sich dort breit machen konnte, wo zuvor Ewald Lienen die Fußballer betreut hat – es sei denn, Peter Neururer kam irgendwie dazwischen. Es war ein Modell, das alle schätzten: Die Trainer, für die das Karussell nie mehr als eine Zwischenstation war, die Klubs, die sich einfach im Notfall den nächstbesten „Arbeitslosen“ vom Karussell nehmen konnten, ohne dabei tief in die Tasche greifen zu müssen. Und auch die Medien hatten gut davon: Denn beim Spekulieren um neue Trainer lagen diese nur selten falsch.

Ablösesummen für Trainer: Überfällig oder Unnötig?

Natürlich gibt es die Skeptiker. Jene, die meinen, ein Trainer stünde auf einer anderen moralischen Stufe als die Spieler. Ein Trainer darf sich nicht einfach wegkaufen lassen, sondern muss sich über die Spieler stellen. Muss in jedem Fall absolute Vereinstreue schwören – bis der Vertrag erfüllt ist oder der Verein den Trainer vor die Tür setzt, weil die Saisonziele verfehlt worden sind. Dabei ist ein Fußballehrer heutzutage so viel mehr als nur ein Übungsleiter:

      • Taktiker
      • Motivator
      • Psychologe
      • Raubtierdompteur
      • Öffentlichkeitsarbeiter

Somit kann es nur als Wunder bezeichnet werden, dass ein absolut spitzenmäßiger Trainer wie Markus Weinzierl nur etwa halb so viel kostet wie ein mittelmäßiger Verteidiger. Zum Vergleich: Bremens Vestergaard wird für etwa zehn Millionen Euro zu Borussia Mönchengladbach wechseln.

Weinzierls Wechsel löst Kettenreaktion aus

Wie immer, wenn ein Trainer den Verein wechselt, kommt dabei auch der Rest der Liga in Bewegung. So wundert es nicht, dass sich auch ganz andere Namen in der aktuellen Rotation wiederfinden. Über mögliche Ablösesummen ist in diesen Fällen allerdings noch nichts bekannt. Nach aktueller Nachrichtenlage wird sich folgendes auf den Trainerbänken tun: Durch den Abschied von Weinzierl beim FC Augsburg wird dort wohl Dirk Schuster übernehmen, dieser hat in Darmstadt bereits um seine Freigabe gebeten. Beim FC Ingolstadt wird sich Markus Kauczinski einfinden, der zuvor den Karlsruher SC trainiert hat. Ralph Hasenhüttel übernimmt RB Leipzig – dieser räumte zuvor seinen Platz für Kauczinski. Alles klar?

Der perfekte Doppelwechsel

Schuster zu Augsburg, Weinzierl zu Schalke – lange war über diesen Doppelwechsel spekuliert worden. Nun steht er fest. Augsburg bestätigte den Wechsel in einer Pressemitteilung:

„Der FC Augsburg und Trainer Markus Weinzierl gehen ab sofort getrennte Wege. Der Vertrag, der eigentlich noch bis zum 30. Juni 2019 datiert war, wurde aufgelöst, weil sich der FCA mit dem FC Schalke 04 auf den Wechsel des 41-Jährigen verständigt hat“

Natürlich ist von einer Ablösesumme offiziell noch nichts bekannt. Die Gelsenkirchener äußersten sich zuletzt über den Wechsel.

„Ich habe den Weg von Markus Weinzierl über viele Jahre verfolgt, nicht erst seit seiner Zeit beim FC Augsburg, den er bis in die Europa League führte. Er ist ein Trainer, der einer Mannschaft ein neues taktisches Konzept geben kann, auf Schalke sicherlich geben wird. Dazu verfügt er über eine große soziale Kompetenz“

so Manager Heidel. Foto: shutterstock/Bildnummer:98913308-Urheberrecht: Fingerhut

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