Der junge Schalker Spieler Leroy Sané ist der Grund, warum sich Menschen rund um den Fußball in diesen Tagen häufiger an jenen kleinen Club aus dem Bochumer Stadtteil Wattenscheid erinnern, der für vier Jahre die Bundesliga aufmischte und neben seinem Erzrivalen VfL Bochum in dieser Zeit auch den FC Bayern München bezwang. Der Vater von Leroy Sané, Souleyman Sané, von allen nur “Samy” genannt, hatte seine besten Auftritte im deutschen Fußball im Dress der SG Wattenscheid 09.
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Die SG Wattenscheid 09 einst

SG_Wattenscheid_09Dieser vom damaligen Mäzen geförderte Club aus dem nur knapp 80.000 Einwohner zählenden Wattenscheid – zum Ärger vieler Bewohner 1975 nach Bochum eingemeindet – gehört zum reichhaltigen Legendenschatz der Bundesliga, obwohl er nach seinem Abstieg nach der Saison 1993/94 nie wieder auch nur in die Nähe eines Aufstiegs in die 1. Bundesliga gelangte.

Doch die kurze Zeit im Oberhaus hatte es in sich. War der Club bei seinem Auftieg von Uli Hoeneß noch mit den Worten “das ist das schlimmste, was der Bundesliga passieren konnte” begrüßt worden, hatte er in diesen vier Saisons auch sportlich eine Menge zu bieten. Mit Ausnahme der letzten drei Monate vor dem Abstieg 1994 wurde das Team dabei die gesamte Zeit über vom früheren Nationalspieler Hannes Bongartz gecoacht. Der war auch als Spieler schon 3 Jahre für die SG Wattenscheid 09 tätig gewesen, von 1971 bis 1974, als an die 1.

Bundesliga noch gar nicht zu denken war. Bongartz selbst erreichte diese als Spieler durch seinen Wechsel zum FC Schalke 04. Auch das eine der Legenden der Bundesliga: Finanziert wurde sein Wechsel durch die sogenannte “Bongartz-Mark”, die der FC Schalke auf jede Eintrittskarte draufschlug.

Bongartz, der “Spargeltarzan” im Trikot der Nationalmannschaft

Kurz darauf spielte er schon in der Nationalmannschaft, mit der er 1976 bei der EM das Finale im Elfmeterschießen verlor. Bongartz selbst hatte seinen Schuss verwandelt, doch eben jener zuvor genannte Uli Hoeneß drosch seinen Schuss in den zum geflügelten Wort gewordenen “Belgrader Nachthimmel”. Später fungierte er also als Trainer bei jenem Club, der ihm als Sprungbrett in den Profifußball gedient hatte. Zunächst machte er in der 2. Bundesliga den Aufstieg klar, dann hielt er unglaubliche 3x in Folge mit dem kleinen Club die Klasse. Die SG Wattenscheid 09 hatte damals als ähnlich krasser Außenseiter wie heute der SC Paderborn oder Darmstadt 98 gegolten. Dass ihr Weg nicht direkt wieder in die 2. Bundesliga führte, ist durchaus als eines der netteren Fußballwunder der Bundesligageschichte zu bezeichnen.

Sicher keinen kleinen Anteil an dem gewissen Kulthaften, das dem Club in dieser Zeit anhing, hatte auch das adrette Stadion Lohrheide, unweit der Hauptschlagader des Ruhrgebiets, der A40, gelegen.

Dort konnte man maximal, damals noch vor seiner späteren Renovierung ein Stadion ganz alter Machart. Noch viel größer war natürlich der Anteil des Mäzens Klaus Steilmann. Der Textilunternehmer förderte nicht nur die Leichtahtleten und weitere Sportler bei der SG Wattenscheid 09, sondern in jener Zeit eben besonders die erste Mannschaft. Das ging so lang gut, bis sein Textilunternehmen rote Zahlen schrieb und er die großzügige Unterstützung einstellen musste. Die schnelle Folge war ein weiteres Abrutschen der SG bis zum heutigen Stand.

Prominente Ex-Spieler an der Lohrheide

Marcel Witeczek, Marek Lesniak, Uwe Neuhaus, Thorsten Fink, Hans-Günter Bruns und mit dem Argentinier Carlos Babington sogar ein WM-Teilnehmer von 1974 – die Liste der namhaften Spieler, die mal in Wattenscheid gegen den Ball getreten haben, ist lang. Und vermittelt so einen Eindruck davon, dass der Club mal eine echte Adresse im deutschen Fußball war. Doch wie das so ist in einem Einzugsgebiete mit gerade mal 80.000 Einwohnern: Als die Gelder von Klaus Steilmann versiegten – selbst seine Tochter konnte dem Club als erste weibliche Geschäftsführerin im deutschen Fußball nicht mehr helfen – ging es stetig bergab. Bis in die 5. Liga führte es den Club hinab. Zuvor hatte man sich nur noch 2 Saison in der 2. Liga halten können, nachdem man vor dem Aufstieg Dauermitgleid der 2. Liga gewesen war. Von deren Einführung zur Saison 1974/75 bis zum Bundesliga-Aufstieg 1990 war die SG Wattenscheid fester Bestandteil des Unterhauses. Nach dem Ausflug in die Bundesliga war es auch damit vorbei.

Graue Gegenwart im Licht der funkelnden Bundeligajahre

Es folgte die 3. Liga, die 4. Liga und zwischen 2007 und 2010 sogar nur noch die 5. Liga. Die hieß zwar etwas protzig “NRW-Liga”, war aber eben nur noch fünftklassig und nicht wie die Regionalliga West früher zweitklassig. Immerhin diese dunkle Phase hat der Club überstanden, als vor drei Jahren der Wiederaufstieg in die 4. Liga gelang. Dort kämpfte man meist gegen den Abstieg und das Stadion füllt sich auch nur beim Derby gegen den VfL Bochum II mit einer vierstelligen Zahl an Zuschauern. In dieser Saison liegt man zur Zeit immerhin auf Rang 4 und spielt oben mit – für den Aufstieg wird aber auch das aller Voraussicht nach nicht reichen.

Burak_KaplanWie groß bzw. klein der Club ist, lässt sich auch an den handelnden Personen ablesen. Wer außerhalb des Reviers hat schon von Trainer Farat Toku gehört? Wer kennt Spieler wie Burak Kaplan, Jan-Steffen Müller oder Nico Buckmeier, wenn er nicht gerade als Scout auf den Plätzen der 4. Liga unterwegs ist? So erscheint das Schicksal der gegenwärtigen SG Wattenscheid 09 in Stein gemeißelt. Höher als die zuletzt erreichte 4. Liga ginge es wohl nur wieder hinauf, wenn sich plötzlich wieder ein Investor fände. Angesichts der allgemeinen Tristesse, die die Spiele in der 4. Liga verbreiten, müsste da schon jemand sehr nostalgisch oder heimatverbunden sein, um in die SG Wattenscheid zu investieren. Da hilft auch das sehr ansehnliche, weil gelungen renovierte Stadion Lohrheide nicht viel. Der einstige Bundesligist muss diese vier Jahre als tollen Teil seiner Geschichte akzeptieren, die sich nicht wiederholen lassen werden. Was nicht mal gepamperte Clubs wie die TSG Hoffenheim oder RB Leizpig benötigte, denn auch ohne diese wäre in der Bundesliga kein Platz mehr für die SG Wattenscheid 09. Sie ist nach dem Weggang und erst Recht nach dem Ableben von Klaus Steilmann zurückgeschrumpft auf jene Größe, welche angesichts der Verhältnisse in Wattenscheid angemessen und natürlich erscheint.

Die wenigen, treuen Fans der SG wird das nicht trösten, sonst wären sie keine wahren Liebhaber. Die Bundesligazeiten sind aber auf ewig passé, die Realität lautet 4. Liga am Samstagmittag um 14h gegen Clubs wie den SV Rödinghausen oder TuS Erndtebrück. Sicher, auch das ist Fußball, aber eben keine Bundesliga mehr.

Foto: wikimedia/SG Wattenscheid 09 & Ultraslansi

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