Katalonien möchte unabhängig von Spanien werden, schon lange strebt die Region nach Eigenständigkeit. Wichtiges Aushängeschild von Katalonien ist der FC Barcelona. Wird Katalonien tatsächlich eigenständig, könnte das schwerwiegende Folgen für den Fußballclub haben. Die Zugehörigkeit des FC Barcelona, aber auch anderer Fußballvereine aus der Region zu Spaniens Profifußball ist mit den Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens gefährdet. Der FC Barcelona ist amtierender Champions League Sieger, er ist auch amtierender spanischer Meister. Im Wechsel mit Real Madrid holt sich der FC Barcelona regelmäßig die Meisterschale, andere Vereine der Primera Division spielen zwar guten Fußball, doch haben sie gegen diese beiden Spitzenvereine kaum eine Chance auf den Meistertitel. Zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid herrscht starke Rivalität. Die Mehrheit der Katalanen ist für die Unabhängigkeit Katalonien von Spanien; am Sonntag, dem 27. September, fand eine Regionalwahl in Katalonien statt, in deren Rahmen über die Unabhängigkeit Kataloniens abgestimmt wurde. Erste Hochrechnungen haben eine absolute Mehrheit der Unabhängigkeitsbefürworter ergeben. Die Abspaltung von Spanien soll im Falle des Wahlsiegs der Separatisten eingeleitet werden. Welche Folgen hat das für den FC Barcelona und für den spanischen Fußball?
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Erste Hochrechnungen: Mehrheit ist für Unabhängigkeit

KataloniaNach der Auszählung von 64 Prozent der Stimmen am Sonntagabend haben die Unabhängigkeitsbefürworter die absolute Mehrheit, das Bündnis Zusammen kam bislang auf 62 Sitze im Regionalparlament, während die linksradikale Unabhängigkeitsbewegung CUP zehn Sitze erreichte. Die beiden Parteien stellen gemeinsam mit 72 der 135 Sitze im Parlament die absolute Mehrheit. Artur Mas, der Regionalpräsident, erklärte die Abstimmung über die Abspaltung Kataloniens von Spanien und kündigte an, im Falle eines Wahlsiegs Katalonien bis zum Jahre 2017 in die Unabhängigkeit zu führen. Der FC Barcelona hat noch zwei Jahre Zeit, in der Primera Division zu spielen, doch die politischen Entscheidungen können sich schon jetzt auf den Fußball auswirken. Katalonien ist eine autonome Region, sie hat 7,5 Millionen Einwohner, eine eigene Sprache und eine eigene Kultur, auf die sie sehr stolz ist. Von der spanischen Zentralregierung in Madrid fühlt sich Katalonien gegängelt und wirtschaftlich ausgenutzt. Katalonien ist die wirtschaftsstärkste Region Spaniens. Im Vorfeld der Abstimmung warnte die spanische Regierung, dass eine Abspaltung Kataloniens von Spanien verfassungswidrig sei und auch den Verlust der EU-Mitgliedschaft und des Euro für Katalonien bedeuten würde. Auch die Auszahlung der Renten sei gefährdet. Der konservative spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy und andere spanische Politiker riefen während des Wahlkampfs zur Einheit Spaniens auf, sie forderten eine Niederlage für die Unabhängigkeitsbefürworter. Die Einwohner Kataloniens machen 16 Prozent der spanischen Gesamtbevölkerung aus, Katalonien stellt etwa ein Fünftel der spanischen Wirtschaftsleistung und ein Viertel der Exporte. Im Zuge der Finanzkrise und der Immobilienblase in Spanien, die 2008 geplatzt ist, wurden die Rufe nach staatlicher Souveränität Kataloniens besonders laut. Nach dem Ergebnis der Abstimmung über die Unabhängigkeit Kataloniens wird die Ansetzung eines Referendums über die Abspaltung Kataloniens von Spanien erwartet.

Der FC Barcelona – die blau-rote Armee Kataloniens

Der FC Barcelona ist die blau-rote Armee Kataloniens, die Entscheidung über die Unabhängigkeit Kataloniens könnte für den Verein zukunftsweisend sein. Der Präsident des Clubs, Josep Maria Bartomeu, fürchtet, dass der FC Barcelona dann, wenn Katalonien unabhängig ist, nicht mehr in der Primera Division spielen kann. Der Verein kann viele nationale und internationale Erfolge vorweisen:

  • 23 Mal Spanischer Meister
  • 27 Mal Spanischer Pokalsieger
  • 11 Mal Spanischer Superpokalsieger
  • 4 Mal Champions League Sieger
  • 5 Mal Supercup-Sieger
  • 1 Mal Europapokal-Sieger der Landesmeister
  • 4 Mal Europapokal-Sieger der Pokalsieger
  • 3 Mal Messe Cup Sieger
  • 6 Mal Copa Catalunya Sieger
  • 4 Mal Copa Eva Duarte Sieger
  • 2 Mal FIFA Klub-Weltmeister

Nicht nur der Club, sondern auch seine Fans stehen jetzt vor einem Dilemma. In jeder Woche schwenken die Unabhängigkeitsbefürworter im Stadion Camp Nou gelb-rot-blaue Unabhängigkeitsfahnen, das Wort „Unabhängigkeit“ wird häufiger benutzt als der Name des berühmten Stürmers Lionel Messi. Im Stadion ist dauernd eine Banderole mit der Aufschrift „Katalonien ist nicht Spanien“ gespannt. Trotzdem wünschen sich die Fans, dass ihr Club nicht nur auf Regionalliganiveau spielt. Der Club schloss sich im Jahr 2014 einer Plattform von Organisationen für ein Unabhängigkeitsreferendum an, doch erklärte er offiziell, im aktuellen Wahlkampf neutral zu sein. Der Präsident des Clubs versicherte kürzlich, dass der Club immer gezeigt hat, dass er sich nicht am Wahlkampf beteiligt und dass man immer über den Sport geredet habe.

Pep Guardiola ist Vorreiter im Unabhängigkeitskampf

Pep Guardiola, der jetzige Trainer des Deutschen Meisters FC Bayern München, ist einer der offensten Befürworter der Unabhängigkeit Kataloniens. Er hat einige Erfahrungen mit dem FC Barcelona gesammelt:

  • Ausbildung in der Jugendakademie des FC Barcelona
  • elf Jahre aktiv als defensiver Mittelfeldspieler beim FC Barcelona
  • Trainer in der zweiten Mannschaft des FC Barcelona
  • Trainer der ersten Mannschaft des FC Barcelona

Unter der Egide von Pep Guardiola wurde der FC Barcelona innerhalb eines Jahres spanischer Meister, spanischer Pokalsieger und Gewinner der Champions League; darüber hinaus konnte der Verein im selben Jahr noch drei weitere Titel gewinnen. Pep Guardiola ist der erste Trainer, der es schaffte, sechs Titel innerhalb eines Jahres zu holen. Guardiola ist der Meinung, dass eine Loslösung Kataloniens von Spanien nur eine Frage der Zeit sei, wie er gegenüber der Zeitung „El Punt Avui“ sagte. Einen Weg zurück gibt es seiner Meinung nach nicht. Guardiola kandidierte sogar für die Wahl, doch ließ er sich auf den symbolischen letzten Listenplatzes des Bündnisses für die Unabhängigkeit „Zusammen für das Ja“ aufstellen.

Club ist für die Unabhängigkeit Kataloniens

FCB1Schon seit fast einem Jahrhundert ist der FC Barcelona ein Symbol für das Streben nach der Unabhängigkeit Kataloniens, er verlangte bereits im Jahre 1918 die katalanische Autonomie, wie der Historiker Carles Santacana berichtet. Der Verein war besonders zur Zeit der Franco-Diktatur in den Jahren 1939 bis 1975, als die katalonische Kultur und Sprache unterdrückt wurde, eine „Insel der Freiheit“, wie Santacana sagt. Im Club konnte öffentlich Katalanisch gesprochen werden, auch Lieder auf Katalanisch wurden gehört. Manuel Vazquez Montalban, ein Schriftsteller, betrachtet den Club als „symbolische Truppe Kataloniens ohne Waffen“. Die politische Bedeutung des Vereins wurde nach dem Ende der Franco-Diktatur geringer, doch das änderte sich wieder mit dem Aufschwung der Unabhängigkeitsbewegung ab den 2000er Jahren. Der Verein stellte sogar das Stadion für Kundgebungen der Unabhängigkeitsbewegung zur Verfügung, die katalanische Flagge ist auf einem der Barca-Trikots zu sehen. Bei hochrangigen Spielen pfiffen Fans des FC Barcelona die spanische Hymne aus, was dem Verein eine Strafe von 66.000 Euro einbrachte. Neben dem FC Barcelona spielt nur ein einziger weiterer Verein aus Katalonien in der Primera Division, das ist Espanyol Barcelona. Dieser Verein hat zwar Erstligaformat, doch ist er deutlich weniger erfolgreich als der FC Barcelona. Sportstaatssekretär Miguel Cardenal sieht die Zukunft des FC Barcelona in Gefahr. Wird Katalonien unabhängig, dann kann der FC Barcelona nicht mehr in der höchsten Liga Spaniens spielen und andere Weltklasseclubs besiegen.

Ausschluss aller katalanischen Vereine aus dem spanischen Sport

Nicht nur Miguel Cardenal, sondern auch der Liga-Chef Javier Tebas sieht in einer Abspaltung Kataloniens von Spanien den Ausschluss aller katalanischen Vereine aus dem spanischen Sport. Tebas sagte vor wenigen Tagen, dass die Teams bei einer Unabhängigkeit Kataloniens nicht mehr in der spanischen Liga spielen können. Die Einschätzung des Liga-Chefs wurde durch Miguel Cardenal bekräftigt. Tebas und Cardenal lehnen einen Sonderstatus der katalanischen Teams bei einer Unabhängigkeit Kataloniens ab. Mannschaften aus dem Pyrenäen-Kleinststaat Andorra genießen bereits einen Sonderstatus. Von einem Ausschluss aus dem spanischen Fußball sind nicht nur der FC Barcelona und Espanyol Barcelona als Erstligisten betroffen, sondern auch die Vereine aus der zweiten Liga, Nastic Taragona, FC Gerona und UD Llagostera. Nicht nur Fußballclubs, sondern auch andere Sportclubs aus Katalonien, beispielsweise Handball– und Basketballclubs, sind vom Ausschluss aus dem spanischen Sport betroffen. Die Handball- und Basketballclubs spielen in spanischen Top-Ligen, der FC Barcelona ist eine der besten Vereinsmannschaften der Welt.

Folgen der Unabhängigkeit für den spanischen Sport

FCBJavier Tebas, der Chef der Primera Division, argumentiert, dass das geltende Recht eine Teilnahme ausländischer Clubs an der Liga nicht zulässt. Spaltet sich Katalonien von Spanien ab, wäre der FC Barcelona ein ausländischer Club. Nur Mannschaften aus Andorra dürfen in der spanischen Liga mitspielen. Sollten katalanische Mannschaften im Falle einer Unabhängigkeit weiterhin in der höchsten spanischen Spielklasse mitspielen dürfen, wären bilaterale Verhandlungen zwischen Sportfunktionären eines unabhängigen Staates Katalonien und den spanischen Ligen erforderlich. Gehen diese Verhandlungen negativ aus, dürfen katalanische Mannschaften wie der FC Barcelona nicht mehr bei spanischen Wettbewerben antreten. Katalonien strebt die Abspaltung von Spanien in erster Linie aus wirtschaftlichen Gründen an, denn die Region muss einen Finanzausgleich an den spanischen Staat leisten. Im Falle einer Unabhängigkeit muss über katalanische Nationalmannschaften nachgedacht werden. Kommt es zu einer Abspaltung Kataloniens von Spanien, dann würde der FC Barcelona deutlich geschwächt werden, denn er könnte dann nicht mehr an den Einnahmen aus Fernsehrechten profitieren. Der Verein würde auf das Niveau anderer großer Sportmannschaften kleinerer Länder zurückfallen, zu denen beispielsweise Celtic Glasgow, Ajax Amsterdam und Standard Lüttich gehören. Das Erreichen des Achtelfinale in der UEFA Champions League wäre für den FC Barcelona dann fraglich. Die Abspaltung Kataloniens von Spanien soll innerhalb von 18 Monaten vollzogen werden. In jedem Fall kommt auf den FC Barcelona und andere katalonische Clubs jetzt eine spannende Zeit zu. Es ist nicht nur fraglich, ob Katalonien weiterhin an spanischen Wettbewerben teilnehmen kann, sondern auch, ob die Clubs das überhaupt wollen.

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