Bastian Schweinsteiger hat seinen Rücktritt, nein, nicht erklärt. Er hat Bundestrainer Jogi Löw darum gebeten. Dieser hat natürlich akzeptiert, gezwungen werden kann ohnehin niemand und der Zahn der Zeit nagte schon länger an Schweinsteigers Körper, somit seinem Tempo auf dem Platz und ergo auch an Schweinsteigers Leistungen.
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Im Prinzip nur 4 Kandidaten mit guten Chancen

Vollzogen ist sein Rücktritt noch nicht, beim Testspiel gegen Finnland erhält er ein inoffizielles Abschiedsspiel. Sicher wird Bastian Schweinsteiger die Mannschaft von Löw dann noch ein letztes Mal als Kapitän aufs Feld führen, ehe er irgendwann in der 2. Halbzeit ausgewechselt werden wird, um sich den gebührenden Applaus der Zuschauer im Stadion abzuholen. Womit seine Karriere in der Nationalmannschaft endgültig und unwiderruflich beendet wäre.

Gleichzeitig ist ab diesem Moment dann auch die Rolle als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft vakant. Eine Aufgabe, die in diesem Land wohl gleich hinter Bundeskanzlerin und Bundestrainer an Nr. 3 bei der Bedeutung kommt. Oder ist das alles nur etwas aufgesetzt und in den modernen, flachen Hierarchien in Fußballteams im Profibereich hat die Kapitänsrolle nicht viel mehr als eine symbolische Bedeutung, tatsächlich aber kaum Auswirkungen? Das wird weiter unten beleuchtet. Zunächst einmal stellt sich schließlich die Frage, wer ab nun für diese Aufgabe überhaupt in Frage kommt.

Die Presse ist sich einig. Es werden stets dieselben vier Namen genannt, die als Nachfolger von Bastian Schweinsteiger in Frage kommen. Mit Manuel Neuer, Jerome Boateng und Thomas Müller sind das gleich drei Spieler vom FC Bayern München, wie es Bastian Schweinsteiger zumindest in seiner ersten Saison als Kapitän der DFB-Elf ebenso noch war, wie es sein Vorgänger Philipp Lahm seine gesamte Zeit als Kapitän über war. Hinzu kommt Sami Khedira, derzeit bei Juventus unter Vertrag, dort zwar zuletzt mit einem Siegtreffer, allgemein aber recht häufig verletzt. Außer Thomas Müller waren alle anderen drei bereits mehrfach Ersatzkapitän, wenn der reguläre Kapitän, ob Lahm oder Schweinsteiger, nicht zur Verfügung stand.

Bei der EM 2016 in Frankreich war sogar Manuel Neuer quasi stets von Beginn an Kapitän, mit Ausnahme des Halbfinales, in dem Kapitän Schweinsteiger dann den die Niederlage gegen Gastgeber Frankreich einleitenden Elfmeter mit einem überflüssigen Handspiel verursachte. Im Team hat Neuer ein sehr gutes Standing, was allerdings für alle weiteren drei Kandidaten ebenso gilt. Dennoch fallen zwei der Genannten bei den Chancen auf die Nachfolge von “Schweini” eher ab.

Neuer Boateng

Eher Außenseiter Khedira und Müller

Bei Sami Khedira gibt es die gerade bereits erwähnte Problematik, dass er sehr verletzungsanfällig ist. Das war Schweinsteiger zuletzt auch, weshalb auch er seine Rolle als Kapitän auf dem Platz überhaupt nur seltenst ausfüllen konnte. Eher schwer vorstellbar, dass sich Jogi Löw unnötigerweise erneut eine solche Situation züchtet, in der der eigentlich erste Mann im Team, der Kapitän eben, häufig nur auf der Bank anzufinden ist. Charakterlich spricht sicher nichts gegen Khedira, dennoch hat er eher weniger gute Karten.

Dasselbe gilt für Thomas Müller, der zwar kein Blatt vor den Mund nimmt, als einigender Vertreter im Team aber vielleicht noch etwas zu wild ist. Diese Wildheit soll Müller wohl lieber weiterhin auf dem Platz einbringen, statt sich als Kapitän in dieser Hinsicht als Vermittler zwischen Gegner, Schiedsrichter und eigenem Team gerieren zu müssen. Außerdem mangelt es Müller eventuell an einer gewissen Ernsthaftigkeit, die zumindest die Öffentlichkeit in Deutschland von einem Kapitän erwartet. Somit sind auch Müllers Chancen, am Donnerstag zum Kapitän ernannt zu werden, eher gering.

Die Bekanntgabe seiner Entscheidung, die Jogi Löw übrigens bereits gefällt hat, hat er mit Absicht auf den Donnerstag nach dem Spiel am Mittwoch gegen Finnland gelegt. Die Partie in Mönchengladbach soll noch einmal ganz im Zeichen des scheidenden Kapitäns stehen, im Zeichen von Bastian Schweinsteiger.

Die Wahl fiel wohl zwischen Neuer und Boateng – aber auf wen?

Nicht nur die Experten sind sich relativ einig, auch die Abstimmungen bei den diversen Onlineportalen sehen Neuer und Boateng etwa gleichauf. Somit liegen beide mit deutlichem Vorsprung vor Khedira und Müller.

Für Neuer spräche der Umstand, dass er zumindest auf absehbare Zeit Stammkraft bleiben wird, im sportlichen Bereich ein besonnener Vertreter ist und er im Team allgemein akzeptiert ist. Außerdem ist auch der Trainerstab sehr eng mit Neuer verwoben, Löw vertraut ihm total. Wobei das allerdings für alle Spieler aus dem Mannschaftsrat gilt, in den nach dem Ausscheiden von Schweinsteiger und Podolski nun Toni Kroos aufsteigen wird.

Für Boateng spräche neben der Vielzahl seiner prominenten Fürsprecher und den zuletzt absolut souveränen Leistungen auf dem Feld auch noch etwas anderes, in diesen Zeiten sicher nicht ganz unwichtiges. Boateng wäre der erste farbige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, ein klares Zeichen an alle Rechtsaußen im Lande, dass Boateng nicht nur voller Deutscher ist, sondern eine solche Mannschaft auch führen und nach außen vertreten kann. Ein starkes Zeichen, das man Löw sicher zutrauen darf. Zudem kommt bei Boateng hinzu, dass aus dem einstigen Leisesprecher inzwischen ein Spieler geworden ist, der Missstände – zuletzt bei der EM in Frankreich – auch klar anspricht. Wie man es von einem Kapitän eben auch erwarten würde.

Manuel Neuer

Was sagen die früheren Kapitäne der DFB-Elf?

Auch einige Promis des Fußballs haben sich übrigens bereits für diese beiden Kandidaten ausgesprochen. In Hamburg äußerte sich Uwe Seeler, dass er Jerome Boateng für eine gute Wahl hielte. Bei sky im Pay-TV bevorzugte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus dann eher Manuel Neuer als einen Nachfolger von Matthäus in der Rolle als Kapitän der Nationalmannschaft. Seeler war 40x als Kapitän der deutschen Elf aufgelaufen, Matthäus in gleich 75 Partien und damit am meisten von allen Kapitänen seit Gründung des DFB. Seeler und Matthäus sind auch beide Ehrenspielführer (neben dem verstorbenen Fritz Walter und Franz Beckenbauer), somit dürfte man ihnen eine gewisse Expertise in dieser Frage sicher nicht absprechen.

Letzterer, Beckenbauer, brachte dann noch die Option Mats Hummels ins Spiel, für die sich auch Oliver Kahn stark machte. Kahn war 50x Kapitän gewesen. Sein Torwart-Kollege Harald Schumacher immerhin 14 mal. Dessen Favorit ist aber wohl ein noch größerer Außenseiter als es Hummels darstellt. Schumacher sprach sich für Toni Kroos von Real Madrid aus.

Ist die Kapitänsrolle heutzutage überhaupt noch von Relevanz?

Diese Frage werfen viele Medien im Zuge der anstehenden Entscheidung ebenfalls auf. Natürlich ist ein Kapitän nicht mehr wie zu Fritz Walters Tagen eine väterliche Figur für die jungen Spieler. Abgesehen vom Wimpeltausch und der Seitenwahl hat er de facto während einer Partie auch nicht mehr zu erledigen, als jeder andere auf dem Platz. Wichtig könnte diese Entscheidung, ob nun für Neuer, Boateng oder doch Khedira, aber in Hinblick auf die neu zu bildende Hierarchie im Team sein. Mag diese generell im heutigen Fußball auch noch so flach sein. Nach dem Karriereende von Schweinsteiger und Podolski in der Nationalmannschaft muss sich der harte Kern des Teams erneut finden und neu aufstellen. Das kann man nur bedingt von oben verordnen, wie es Löw vielleicht ein wenig mit seiner Entscheidung forcieren wird. Annehmen müssen ihren Kapitän aber auch jene Spieler, die jetzt noch gar nicht im Kader sind und vielleicht erst bei der WM 2018 auf den Plan treten.

In jedem Fall darf man gespannt auf Donnerstag sein, wie Löws Entscheidung denn nun ausgefallen ist.

Fotos: (C)Wettbuero.de

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